Politische Songs - Ausgabe III
Ursprünglich als musikalischer Adventskalender angelegt, lädt diese Sammlung Politische Songs - Ausgabe III ein, anhand weniger Liedzeilen zu erraten, um welchen Song es sich handelt (weitere Songs finden sich in der Ausgabe I, Ausgabe II).
Wem gelingt es, anhand der Abbildung unten zu erraten
- wie der Songtitel lautet?
- wer ihn gesungen hat?
- in welchem Jahr er erschienen ist?
Am Ende findet sich die Auflösung mit dem Songtext, Hintergrundinformationen über seine Entstehungsgeschichte sowie ein YouTube-Video.
Viel Spaß beim Mitraten!
SONG 23
FRIEDEN aus dem Jahr 1981 von GEORG DANZER
Ned nur I hab so a Angst
Ned nur I hab so an Haß auf Euch
Die ihr uns regiert's
Tyrannisiert's
In Kriege führt's
Wir san nur Dreck für Euch.
Vier Milliarden Menschen
Vier Milliarden Träume
über die ihr lacht's. Vier Milliarden
Hoffnungen
Die ihr mit einem Schlagzunichte macht's.
Und ihr baut's Raketen und Atomkraftwerke
Und dann Bunker - wo ihr Euch versteckt's.
Aber diesmal
Meine Herren
Könnt's Euch sicher sein
Daß ihr mit uns verreckt's.
Vier Milliarden Leben
Vier Milliarden Tode
Doch des is euch gleich.
Hört's ihr Wissenschaftler
Ihr Politiker
Ihr Mächtigen
Wir fordern jetzt von Euch:
Gebt's uns endlich Frieden
Gebt's uns endlich Frieden
Gebt's uns endlich Frieden für die Welt!
Gebt's uns endlich Frieden
Gebt's uns endlich Frieden
Gebt's uns endlich Frieden für die Welt!
Gebt's uns endlich Frieden
Gebt's uns endlich Frieden
Wir woll'n inx als Frieden
Frieden für die Welt!
Am Himmel steht die Sonn
Die Kinder spiel'n im Park
Und es is Frieden. - I sitz auf ana Bank
Die Blumen blühn im Gras
Und es is Frieden.
I hab die Menschen gern
I steh auf meine Freund
Und es is Frieden. - Ka Hunger und ka Haß
Ka Habgier und ka Neid
Und es is Frieden.
Ka Führer und ka Staat
Ka Ideologie
Und es is Frieden.
Ka Mißgunst und ka Angst
Und Gott statt Religion
Und dann is Frieden. - Ka Macht für niemand
Mehr
Und niemand an die Macht
Und es is Frieden.
Ka oben und ka unt
Dann is die Welt erst rund
Und es is Frieden.
Gebt's uns endlich Frieden
Gebt's uns endlich Frieden
Gebt's uns endlich Frieden für die Welt!
ZUR ENTSTEHUNG
"Frieden" ist ein Song des österreichischen Liedermachers Georg Danzer, neben Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambross maßgeblicher Mitbegründer des Austropop. Die musikalische Karriere des gebürtigen Wieners begann bereits in den sechziger Jahren. Georg Danzer war ein hochkreativer, vielseitiger Liedermacher, Poet und Sprachkünstler, sowie ein unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Toleranz. Ende der Siebzigerjahre wurde Danzer mit Alben wie „Traurig, aber wahr“ auch in Deutschland zum Star, mit seiner unnachahmlichen Mischung aus introspektiven, poetischen Liedern und druckvoll musikalisierter politischer Kampfrhetorik der 68er-Generation. In Zeiten der Friedensbewegung zu Beginn der achziger Jahre war Danzer auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt.
Danzer: "Die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts waren sicherlich die geilste Zeit des Jahrhunderts, nicht weil ich da noch jünger war, sondern weil Popmusik auch einherging mit politischem Engagement, für Friedensbewegung, gegen Nachrüstung, gegen Pershing, etc. Es war eine Zeit, in der wir gefühlt haben, mit Kunst Politik bewegen zu können. Das hat man sich nach dem Ausbruch der ‘Neuen deutschen Welle' sehr rasch abgeschminkt, und es war plötzlich innerhalb eines Jahres absolut old-fashioned und Mega-out sich in irgendeiner Weise politisch zu engagieren. Es kommt jetzt langsam wieder, wenn Grönemeyer z.B. singt, "ich mag die Menschen, ich mag nicht den Staat", dann ist das ein politisches Statement und aus seinem Munde ist das auch glaubwürdig. Das Pendel schwingt, glaube ich, wieder in die andere Richtung, was man ja auch bei sehr erfolgreichen Künstlern wie Eminem raushören kann, auch wenn er sehr rüde ist. "
Die Menschheit hat enorme technologische Fortschritte gemacht, Regierungen aber sind irgendwie nie besser geworden und stabilen Frieden zu schaffen ist bis heute unmöglich. Glaubst du, dass die Menschheit es irgendwann schaffen wird?
Danzer: "Es ist ein sehr langsamer Prozess. Der Standard, den wir in den westlichen Demokratien haben - auch Amerika kann man da plötzlich nicht ausschließen, weil sie derzeit gerade Krieg führen und noch immer die Todesstrafe und Ku Klux Klan haben – ist schon ein sehr hoher. Wie sich Deutschland gerade verhält ist sehr lobenswert und steht dem Land auch sehr gut zu Gesicht, wenn man daran denkt, welch entsetzliches Leid Deutschland über die ganze Welt brachte. Ich glaube schon, dass solche Sachen wie Menschenrechte Errungenschaften sind, die im vorigen Jahrtausend noch undenkbar gewesen waren. Klar gibt es heute noch zu viele Menschen, die unterjocht werden und unter Grausamkeiten leiden. Kinder in Pakistan z.B., die hinterm Webstuhl sitzen und im Alter von 10 Jahren erblinden, damit wir uns bei Ikea einen billigen Teppich kaufen können. Letztendlich aber hat sich meiner Meinung nach schon etwas zum Positiven geändert, nur dauert es uns zu lang. Ich finde schon, dass eine Regierung wie in Deutschland oder auch Österreich – Blau hin, Schwarz her – auf einem weitaus höheren Niveau steht als irgendeine Regierung vor der französischen Revolution. Die Politiker denken jetzt auch anders, vielleicht weil sie wissen, dass nicht alles durch geht – siehe Watergate und vieles mehr – und weil es freien Journalismus gibt. Man darf nur nicht davon ausgehen, dass die Kurve der Besserung, so schwach die Tendenz auch vielleicht nach oben hin verläuft, immer so weiter geht. Es kann durchaus Rückschläge geben mit Szenarien wie in "Mad Max" z.B. Das ist nicht so weit weg zu weisen diese Vorstellung. Man muss sich nur vor Augen halten, was passierte, wenn drei Wochen der Strom ausfällt – was glaubst, was da los sein würde. Die ganze Demokratisierung hörte sich dann auf, es ginge nur noch um das Recht des Stärkeren. Wir haben nur deswegen so viel Kultur, weil es uns gut geht. Das muss einem klar sein."
„Gebts uns endlich Frieden!“ sang Danzer in der Hochzeit der Friedensbewegung auf seiner Deutschland-Tournee 1981, während Tausende Fans ihre Feuerzeuge schwenkten und ganz fest daran glaubten, dass hier und jetzt die Welt verbessert wird. Aus heutiger Sicht wirkt das ein bisschen lächerlich, auch Danzer selbst sah das im Rückblick sehr nüchtern. „Es ist zwar gut gemeint, aber naiv zu glauben, dass ein Lied wirklich Frieden schafft auf der Welt“,
Quellen: Falter , Kulturwoche, Wikipedia
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
zum Themenbereich Frieden und Sicherheitspolitik in unserem Themenkatalog.