Logo Politische Bildung

Informations-Portal zur politischen Bildung

Der Onlinekatalog der Zentralen

Politische Songs - Ausgabe I

Ursprünglich als musikalischer Adventskalender angelegt, lädt diese Sammlung Politische Songs - Ausgabe I ein, anhand weniger Liedzeilen zu erraten, um welchen Song es sich handelt (weitere Songs finden sich in der Ausgabe II, Ausgabe III).

Wem gelingt es, anhand der Abbildung unten zu erraten

- wie der Songtitel lautet?
- wer ihn
  gesungen hat?
- in welchem Jahr er erschienen ist?

Am Ende findet sich die Auflösung mit dem Songtext, Hintergrundinformationen über seine Entstehungsgeschichte sowie ein YouTube-Video.

Viel Spaß beim Mitraten!


SONG 4

> Auflösung

 

SONDERZUG NACH PANKOW aus dem Jahr 1983, gesungen von UDO LINDENBERG

Entschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Pankow
Ich muß mal eben dahin, mal eben nach Ost-Berlin
Ich muß da was klären, mit eurem Oberindianer
Ich bin ein Jodeltalent, und ich will da spielen mit 'ner Band

Ich hab'n Fläschchen Cognac mit und das schmeckt sehr lecker
Das schlürf' ich dann ganz locker mit dem Erich Honecker
Und ich sag: Ey, Honey, ich sing' für wenig Money
Im Republik-Palast, wenn ihr mich lasst
All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen
Dürfen ihren ganzen Schrott zum Vortrage bringen
Nur der kleine Udo - nur der kleine Udo
Der darf das nicht - und das verstehn wir nicht

Ich weiß genau, ich habe furchtbar viele Freunde
In der DDR und stündlich werden es mehr
Och, Erich ey, bist Du denn wirklich so ein sturer Schrat
Warum lässt Du mich nicht singen im Arbeiter- und Bauernstaat?

Ist das der Sonderzug nach Pankow?

Ich hab'n Fläschchen Cognac mit und das schmeckt sehr lecker
Das schlürf' ich dann ganz locker mit dem Erich Honecker
Und ich sag: Ey, Honey, ich sing' für wenig Money
Im Republik-Palast, wenn ihr mich lasst
All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen
Dürfen ihren ganzen Schrott zum Vortrage bringen
Nur der kleine Udo - nur der kleine Udo
Der darf das nicht - und das verstehn wir nicht

Honey, ich glaub', Du bist doch eigentlich auch ganz locker
Ich weiß, tief in dir drin, bist Du eigentlich auch'n Rocker
Du ziehst dir doch heimlich auch gerne mal die Lederjacke an
Und schließt Dich ein auf'm Klo und hörst West-Radio

Hallo, Erich, kannst' mich hören
Hallolöchen - Hallo
Hallo, Honey, kannst' mich hören
Hallo Halli, Halli Hallo
Joddelido

 

ZUR ENTSTEHUNG

In dem Song "Sonderzug nach Pankow" setzt sich Udo Lindenberg mit dem damaligen DDR-Regime auseinander.

Udo Lindenberg hatte in einem Radiointerview 1979 den Wunsch geäußert, für seine Fans ein Konzert in Ost-Berlin zu geben. Die Antwort des Kulturverantwortlichen der SED: „Auftritt in der DDR kommt nicht in Frage“. Lindenberg war über diese Ablehnung verärgert, denn es gelang ihm für einige Jahre nicht, seinen Plan umzusetzen. Dann kam er Anfang 1983 auf die Idee, als Reaktion auf diese Ablehnung einen deutschen Text mit der Melodie von Glenn Millers 1941 erschienenen Swing-Klassiker Chattanooga Choo Choo zu verfassen.

In seinem Text richtet er sich in ironischer Weise direkt an den damaligen Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, der offiziell die Ideologie der Regierung präsentiere, aber innerlich ein Rocker sei und heimlich West-Radio höre.

Der Song zeigte Wirkung. Noch im gleichen Jahr, am 25. Oktober 1983, darf Udo Lindenberg im Rahmen eines FDJ-Friedensfestivals gegen den Nato-Doppelbeschluss unter dem Titel "Rock für den Frieden" im Palast der Republik auftreten. Der Auftritt blieb der ersten und bis zur Wende einzige Auftritt von Udo Lindenberg in der DDR. Auf Wunsch der DDR-Führung durfte Lindenberg den Titel jedoch nicht singen.
Vorausgegangen war zudem ein persönlicher Brief Lindenbergs an Honecker - verbunden mit einer Rocker-Lederjacke als Geschenk - in dem Lindenberg feststellt, dass es ihm fern lag, "Herr Staatsratsvorsitzender, Sie mit diesem Liedchen zu diskreditieren".

Erich Honeckers Antwort an Lindenberg, verbunden mit dem Geschenk einer Schalmei:

"Lieber Udo Lindenberg!

Mit der Übersendung der Lederjacke haben Sie mir eine Überraschung bereitet, für die ich Ihnen danke. Natürlich ist das Äußere Geschmacksache, aber was die Jacke selbst betrifft: sie passt.

Wenn ich es recht verstehe, ist sie ein Symbol rockiger Musik für ein sinnvolles Leben der Jugend ohne Krieg und Kriegsgefahr, ohne Ausbildungsmisere und Arbeitslosigkeit, ohne Antikommunismus, Neofaschismus und Ausländerfeindlichkeit. Und wenn ich Ihre künstlerischen Absichten nicht mißverstehe, so richten Sie sich im starken Maße gegen Raketenwälder und SDI und plädieren für ein atomwaffenfreies Jahr 2000, für eine Koalition der Vernunft sowie die Einsicht, dass von deutschem Boden nie wieder Kireg, sondern nur noch Freiden ausgehen darf. Dieser Auffassung sind wir auch, und die Rockmusiker der DDR teilen in ihrer Aktion "Rock für den Frieden" sowie bei vielen Auftritten hier und in aller Welt dieses politische und künstlerische Anliegen."

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Thema DDR