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Politische Songs - Ausgabe II

Ursprünglich als musikalischer Adventskalender angelegt, lädt diese Sammlung Politische Songs - Ausgabe II ein, anhand weniger Liedzeilen zu erraten, um welchen Song es sich handelt (weitere Songs finden sich in der Ausgabe I, Ausgabe III).

Wem gelingt es, anhand der Abbildung unten zu erraten

- wie der Songtitel lautet?
- wer ihn
  gesungen hat?
- in welchem Jahr er erschienen ist?

Am Ende findet sich die Auflösung mit dem Songtext, Hintergrundinformationen über seine Entstehungsgeschichte sowie ein YouTube-Video.

Viel Spaß beim Mitraten!

SONG 15

> Auflösung

RUINIERT aus dem Jahr 2019 gesungen von SARAH CONN0R

Komm, wir tanzen zusammen auf den Straßen
Mit Blumen in den Haar'n und Sonne im Gesicht
Alle Bomben, Panzer und Despoten
Und AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht
Würden Kinder diese Welt regier'n
Müsste keiner hungern oder frier'n
Schon meine Kleinen hab'n 'ne größere Vision
Würden wir mit unsern Herzen seh'n
Uns nicht nur um uns selber dreh'n
Dann säße nicht der Falsche aufm Thron

Was hat uns so ruiniert, das Hirn so glatt poliert
Dass uns nichts mehr berührt? Was ist mit uns passiert?
Wo ist denn nur die Liebe, Liebe, Liebe?
Warum halten wir nicht zusamm'n und reichen uns die Hand
Und fang'n was Neues an? Bisschen mehr als jeder kann
Wir brauchen wieder Liebe, Liebe, Liebe

Gestern Abend konnten wir die Welt noch retten
Bei Wein und Zigaretten war am Tunnelende Licht
Mein Kater sagt, „Gib mir was zu Fressen!“
Ich will nur vergessen, die Wahrheit schmeckt ihm nicht
Heut ist alles surreal, noch 'n Krieg irgendwo schon fast egal
Wir häng'n an unsrer Winterdepression
Würden wir mit unsern Herzen seh'n, füreinander auch durchs Feuer geh'n
Ich bin mir sicher, der Versuch würde sich lohn'n

Was hat uns so ruiniert? Das Hirn so glatt poliert
Dass uns nichts mehr berührt? Was ist mit uns passiert?
Wo ist denn nur die Liebe, Liebe, Liebe?
Warum halten wir nicht zusamm'n und reichen uns die Hand
Und fang'n was Neues an? Bisschen mehr als jeder kann
Wir brauchen wieder Liebe, Liebe, Liebe

Da-da-da-da-da-da-da, da-da-da-da-da
Da-da-da-da-da-da, da-da-da-da-da-da
Da-da-da-da-da-da, da-da-da-da, ohh
La-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la-la, ohh
La-la-la-la-la-la-la-la-la
Was hat uns so ruiniert? Ohh
Was hat uns so ruiniert? Ohh, yeah
Na-na-na-na-na-na-na-na-na-na-na-na-na-na, ohh
Na-na-na-na-na-na-na-na
Was hat uns so ruiniert? Ohh
Sag, was ist mit uns passiert? Ohh, ohh

Was hat uns so ruiniert? Das Hirn so glatt poliert
Dass uns nichts mehr berührt? Was ist mit uns passiert?
Wir brauchen wieder Liebe, Liebe, Liebe

 

ZUR ENTSTEHUNG

"Ruiniert" ist ein aktueller Song der deutschen Pop- und Schlagersängerin Sarah Connor aus ihrem Album "Herz Kraft Werk". Seit sie ihre Songs vorwiegend in deutscher Sprache veröffentlicht, und die Texte auch selbst schreibt, werden ihre Songs zunehmend gesellschaftskritischer. Sie behandelt Themen wie Flüchtlinge, Fremdenfeindlichkeit und Homosexualität. Ihr Song "Ruiniert" ist eine klare politische Stellungnahme.

Sarah Connor 2019 im Interview mit dem Spiegel:

Spiegel: Sie werden in "Ruiniert" auch konkreter, singen: "AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht". Wie kommt es, dass Ihre Musik nun politische Bezüge hat?

Connor: "Das hatte sie auch auf meinem letzten Album. Ich singe einfach über das, was mich beschäftigt. Und die Parolen, mit denen die AfD ihre Wähler und das Land vergiftet, stoßen mich ab. "Ruiniert" habe ich mit Ulf und Peter von Rosenstolz geschrieben. Das Lied ist ein Appell, auch an mich selbst: Wie viel kann man tun? Und was tut man tatsächlich? Das muss man sich fragen, bevor man mit dem Finger auf andere zeigt. Ich frage mich nur: Wie kann man so von Hass erfüllt sein, dass man die Mittel, mit denen die AfD um Wähler buhlt, in Kauf nimmt? Wir haben uns beim Schreiben auch darüber gestritten, von welchem Standpunkt aus wir erzählen und wie man Menschen mobilisieren kann. Ich glaube nicht, dass es etwas bringt, mit polemischer Vehemenz auf polemische Vehemenz zu reagieren."

Quelle: Spiegel, 31.5.2019

Sarah Connor 2019 im Interview mit der taz:

Sarah Connor war nie rebellisch - doch jetzt weigern sich Radiostationen zum Teil, ihre neuen Songs zu spielen. Ein Gespräch über Gesellschaft und Philosophie.

taz: Ruiniert zählt zu den gesellschaftskritischen Songs auf Ihrer neuen Platte. Sie singen darin von „AfD-Idioten“. Ist die Unterhaltungskünstlerin Sarah Connor eine Politsängerin geworden?

Conner: "Eigentlich ist "Ruiniert" ein Song, der zu Zusammenhalt aufruft. Ein Appell an die Herzen. Ich bin ein Mensch. Ein sehr emotionaler. Ich hasse Ungerechtigkeiten, und ich reagiere auf das, was um mich herum passiert. Und zu den Dingen, die mich fassungslos machen, gehören Menschen, die sich von Stimmungen leiten lassen, nicht mehr hinterfragen, die Fakten nicht kennen und sich dann von Parolen und Schlagworten in eine fatale Falle treiben lassen."

taz: Sind die „AfD-Idioten“, von denen Sie singen, AfD-Politiker oder auch die Wähler der AfD?

Conner:"Natürlich in erster Linie die Politiker. Ich hatte jetzt nach Erscheinen der ersten Interviews ganz schnell meine eigenen AfD-Hassflyer, mit hübschen Unwahrheiten verziert, die aussehen wie Wahlplakate, auf meiner Facebook-Seite. Schnell sind sie, das muss man ihnen lassen, und sie wissen, wie man emotionalisiert und Menschen anstachelt. Aber das ist auch schon alles. Ich habe mir das Wahlprogramm durchgelesen. Sie haben keine Ansätze. Die aktuelle Regierung allerdings auch nicht. In meinem Song spreche ich diejenigen an, die den Müll uneingeschränkt glauben und Nazi-Hetzparolen schreiend durch die Straßen rennen. Das ist absurd."

taz: Was denken Sie: Wie viele Ihrer Fans wählen AfD? Ein paar werden schon dabei sein.

Conner:"Sicherlich. Ich würde mir wünschen, dass sie zuerst den Song hören, bevor sie urteilen. Im besten Falle überdenkt ja der ein oder andere nach dem Song seine Haltung. Wenn nicht, verkaufe ich wohl ein paar CDs weniger..."

taz: Sie singen: „Was hat uns so ruiniert, das Hirn so glatt poliert.“ Und Ihre Antwort ist: „Wir brauchen Liebe.“ Ist das nicht ein bisschen arg …

Conner:"Naiv? Vielleicht ist es eine Utopie. Aber ich versuche oft, mit den Augen eines Kindes die Welt um mich herum zu betrachten und aus diesem Blickwinkel heraus zu schreiben. Kinder haben oft wunderbare Lösungen parat. Ich glaube, wir müssen uns einfach mehr umeinander kümmern. Uns besser im Blick haben und einander die Hand reichen. Und uns ein bisschen mehr bemühen. Ich denke oft, ich mache zu wenig, und bin dann wütend auf mich selbst. Was folgt auf meine Empörung? Ich musste für meinen eigenen Seelenfrieden etwas tun, was Bedeutung hat – so wie damals, als wir eine Flüchtlingsfamilie in unserem Haus aufgenommen haben."

taz: Kann man mit Popmusik gesellschaftlich etwas verändern?

Conner:"Ja, das glaube ich schon. Für meinen bescheidenen Teil weiß ich das seit „Augen auf“. Ich habe erlebt, dass man mit einem Lied etwas bewegen kann. Bei meinen Konzerten damals, und da waren sicher auch AfD-Wähler im Publikum, habe ich „Augen auf“ immer als letzten Song gespielt und die Leute aufgefordert, sie sollten sich diese fünf Minuten lang an den Händen halten. Und zwar nicht nur die Leute, die sich eh schon kennen, sondern gerade den Unbekannten neben einem, der vielleicht schon ein bisschen riecht nach zwei Stunden Konzert. Und da oben auf der Bühne sehe ich ja, ob wirklich alle mitmachen. Es gab da bestimmt auch welche, die das nicht wollten, die aber trotzdem mitgemacht haben und womöglich sogar noch ein bisschen über ihre Haltung nachgedacht haben."

Quelle: taz, 7.6.2019

"Haltung" in der "Unterhaltung"

Viele ihrer unpolitischen Pop-Schlager-Schwestern im Geiste hätten bei auch nur minimal ins Politische abdriftenden Texten Angst, einen Teil ihres Publikums zu verlieren. Sarah Conner hingegen sorgt sich um die Welt und zeigt Haltung auch in Ihren Songs. Sie will die Welt für ihre Kinder, für andere Kinder, für alle Menschen besser machen. Sie sieht die "Haltung" in der "Unterhaltung".

Quelle: Jenni Zykla, Tagesspiegel, 29.10.2019

 

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

zum Themenbereich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit