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Politische Songs - Ausgabe I

Ursprünglich als musikalischer Adventskalender angelegt, lädt diese Sammlung Politische Songs - Ausgabe I ein, anhand weniger Liedzeilen zu erraten, um welchen Song es sich handelt (weitere Songs finden sich in der Ausgabe II, Ausgabe III).

Wem gelingt es, anhand der Abbildung unten zu erraten

- wie der Songtitel lautet?
- wer ihn
  gesungen hat?
- in welchem Jahr er erschienen ist?

Am Ende findet sich die Auflösung mit dem Songtext, Hintergrundinformationen über seine Entstehungsgeschichte sowie ein YouTube-Video.

Viel Spaß beim Mitraten!


SONG 9

> Auflösung

 

DIE MOORSOLDATEN 

 

1933 gesungen von 16 Häftlingen im KZ Börgermoor
1935
gesungen von ERNST BUSCH
1976 gesungen von HANNES WADER

 

Wohin auch das Auge blicket, Moor und Heide nur ringsum,
Vogelsang uns nicht erquicket, Eichen stehen kahl und krumm.

Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit den Spaten ins Moor.

Hier in dieser öden Heide ist das Lager aufgebaut,
wo wir ferne jeder Freude hinter Stacheldraht verstaut.

Wir sind die Moorsoldaten ...

Morgens ziehen die Kolonnen in das Moor zur Arbeit hin
Graben bei dem Brand der Sonne, doch zur Heimat steht der Sinn.

Wir sind die Moorsoldaten ...

Heimwärts, heimwärts, jeder sehnet zu den Eltern, Weib und Kind.
Manche Brust ein Seufzer dehnet, weil wir hier gefangen sind.

Wir sind die Moorsoldaten ...

Auf und nieder gehen die Posten. Keiner, keiner kann hindurch.
Flucht wird nur das Leben kosten! Vierfach ist umzäunt die Burg.

Wir sind die Moorsoldaten ...

Doch für uns gibt es kein Klagen. Ewig kann 's nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen: Heimat, du bist wieder mein!

Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor.

 

ZUR ENTSTEHUNG

Die Moorsoldaten, auch als Moorsoldatenlied, Börgermoorlied oder kurz Moorlied bezeichnet, ist ein Lied, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland geschaffen worden ist. In diesem Konzentrationslager wurden vorwiegend politische Gegner des Nazi-Regimes gefangen gehalten. Die Moorsoldaten wurde zu einem der bekanntesten Lieder aus dem sozialistischen und kommunistischen Widerstand

Die Moor-Konzentrationslager, insgesamt 15 an der Zahl, waren eine der ersten, die 1933 in Nazi-Deutschland gegründet wurden. Bekannt waren sie unter dem gemeinsamen Namen Emslandlager. Mit einfachen Werkzeugen wie dem Spaten mussten die Häftlinge dort das Moor kultivieren.

Texter des Liedes waren die Häftlinge  Johann Esser, Bergmann,  und der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff, die Musik stammt von dem kaufmännischen Angestellten Rudi Goguel. Das Lied wurde am 27. August 1933 bei einer Veranstaltung namens Zirkus Konzentrazani von 16 Häftlingen, überwiegend ehemaligen Mitgliedern des Solinger Arbeitergesangvereins, aufgeführt.

Im ersten Jahr des Bestehens, also kurz vor Weihnachten 1933 wurden viele Gefangene wieder entlassen, nachdem sie unterschreiben mussten, über das Leben im Lager Stillschweigen zu bewahren.

Rudi Goguel erinnerte sich später:

"Die sechzehn Sänger, vorwiegend Mitglieder des Solinger Arbeitergesangsverein, marschierten in ihren grünen Polizeiuniformen (unsere damalige Häftlingskleidung) mit geschulterten Spaten in die Arena, ich selbst an der Spitze in blauem Trainingsanzug mit einem abgebrochenen Spatenstiel als Taktstock. Wir sangen, und bereits bei der zweiten Strophe begannen die fast 1000 Gefangenen den Refrain mitzusummen. [...]
    Von Strophe zu Strophe steigerte sich der Refrain, und bei der letzten Strophe sangen auch die SS-Leute, die mit ihren Kommandanten erschienen waren, einträchtig mit uns mit, offenbar, weil sie sich selbst als ‚Moorsoldaten‘ angesprochen fühlten. [...]
    Bei den Worten ‚… Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor‘ stießen die sechzehn Sänger die Spaten in den Sand und marschierten aus der Arena, die Spaten zurücklassend, die nun, in der Moorerde steckend, als Grabkreuze wirkten."

Zwei Tage nach der ersten Aufführung wurde das Lied von der Lagerleitung verboten. Trotzdem war es das Wachpersonal des Lagers, das wiederholt verlangte, dass das Lied von den Häftlingen auf ihren Märschen zum Arbeitsplatz gesungen wurde.

Von Gefangenen wurde dieses Lied in den folgenden Jahren in ein weites Netz von Konzentrationslagern in Deutschland weitergegeben, wo es auch nach 1939 weiterhin gesungen wurde. Das Moorsoldatenlied verbreitete sich in der Folgezeit weltweit. Es wurde international zur antifaschistischen Hymne. In der Sowjetunion und im Ostblock gehörte es zum staatlich verordneten kulturellen Kanon. Im Westen nahmen es zunächst vor allem politisch links orientierte Künstler in ihr Repertoire, wie etwa Hannes Wader.

Heute existieren weltweit mindestens 500 Versionen des Liedes in mehreren Sprachen. Zu den bekanntesten Interpreten gehören Ernst Busch, Peter Rohland, Hein und Oss Kröher, Paul Robeson, Pete Seeger, Perry Friedman, The Dubliners und Hannes Wader. Neuere Bearbeitungen stammen von der Kölner Saxophon Mafia, Welle: Erdball, Liederjan, Die Toten Hosen, Die Schnitter, Michael von der Heide und Helium Vola.

 

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Thema Holocaust